Überbevölkerung: Der Mensch ist das Problem
Foto: Crowd von James Cridland, bearbeitet von Perendie (CC BY 2.0)
Sieben Milliarden Menschen bevölkern inzwischen die Erde. Zu viele Menschen mit zu vielen Ansprüchen überfordern zunehmend das gesamte Ökosystem. Wir sind längst zu unserem größten Problem geworden.
Der Mensch vermehrt sich so schnell wie kaum eine andere Spezies. Jede Sekunde werden fast drei neue Kinder geboren. Zwischen 1960 und 2000 hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden es im Jahr 2050 bereits neun Milliarden sein.
Die Grenzen des Wachstums
Die Folgen dieser Entwicklung sind längst bekannt. 1972 warnte der Club of Rome in seiner berühmten Studie „Die Grenzen des Wachstums“ vor den Gefahren, die sich aus dem permanenten Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum ergeben. Die größten Probleme sind demnach irreparable Umweltzerstörungen und zunehmender Ressourcenverbrauch.
2004 legten die Autoren mit dem „30-Jahre-Update“ eine Nachfolgestudie vor, welche die negative Tendenz im Wesentlichen bestätigte. In den meisten der errechneten Szenarien erfolgt ein Überschreiten der Wachstumsgrenzen und ein anschließender Kollaps bis spätestens 2100. Nur die Simulation einer äußerst ambitionierten Mischung aus Einschränkung des Konsums, Kontrolle des Bevölkerungswachstums, Reduktion des Schadstoffausstoßes und vielen anderen Maßnahmen ergäbe eine nachhaltige Gesellschaft bei knapp 8 Milliarden Menschen.
Dass die Menschheit davon meilenweit entfernt ist, zeigt der durch das Global Footprint Network errechnete, jährlich früher eintretende „Earth Overshoot Day“. Sämtliche Ressourcen, die danach verbraucht werden, können vom Ökosystem nicht mehr erneuert werden. Demnach machen die Menschen in diesem Jahr (Stand: 2011) bereits seit dem 27. September Schulden bei der Natur.
Konsumverzicht und Geburtenregelung
Wirtschaftswissenschaftler wie Niko Paech von der Universität Oldenburg plädieren daher für eine Postwachstumsökonomie. So sei beispielsweise ein Bodenversiegelungsmoratorium die „perfekte Wachstumsbremse“. Zudem müssten global individuelle CO2-Budgets eingeführt werden, die mit dem Zwei-Grad-Ziel kompatibel sind. „Wer mehr Verschmutzungsrechte will, muss sie von anderen leihen oder kaufen. Es gibt keine andere Messgröße für wirkliche Nachhaltigkeit als solche individuellen Öko-Bilanzen. Ein positiver Nebeneffekt bestünde übrigens in einer globalen Einkommensumverteilung von oben nach unten.“
Die Probleme der Überbevölkerung lassen sich jedoch nicht auf die Verteilungsfrage reduzieren. Vielmehr multiplizieren sich die Herausforderungen, weil das westliche Wohlstandmodell ausgerechnet in afrikanischen und südasiatischen Ländern mit besonders hohen Geburtenraten als erstrebenswert gilt. Ein Ausweg aus dem Teufelskreis könnte in einem Zugewinn aus Bildung und Freiheit liegen: „Überall da, wo Frauen freien Zugang zu Verhütungsmitteln erhalten, überall da, wo Frauen eine gute Schulbildung erreichen und damit viele Entfaltungsmöglichkeiten in ihrem Leben erhalten, überall da, wo eine hohe Kinderzahl nicht die einzige Absicherung für das Alter ist, überall da also, wo Männer und Frauen in Selbstbestimmung, Freiheit und auch Wohlstand leben können, überall da sinkt auch die Geburtenrate auf ein für den Planeten und alle hier lebenden Menschen nachhaltig erträgliches Maß.“
Katastrophe als Voraussetzung
Im Tagesspiegel warnt Alexander Gauland vor einer „Ökodiktatur“ und offenbart zugleich einen zentralen Widerspruch: Die Umkehr zu einer nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise ist trotz des Vorhandenseins eindeutiger Studien und alternativer Konzepte bis heute nicht ansatzweise absehbar. Was gemeinhin als “umweltfreundlich” bezeichnet wird, bedeutet in aller Regel bestenfalls ein Abbremsen der permanenten Zerstörung natürlicher Lebensräume. Ökostrom, Elektroautos und Bio-Lebensmittel mögen sinnvoll sein, stellen die zugrundeliegende destruktive Wachstumslogik aber in keiner Weise in Frage. Nur je länger systemische Veränderungen hinausgezögert werden, desto radikaler (“diktatorischer”) werden diese zwangsläufig ausfallen müssen.
Der australische Unternehmer und Umweltschützer Paul Gilding schreibt in seinem Buch „The Great Disruption“, dass wir mit dem Problem schlicht überfordert sind. Schließlich fordere dieses nicht nur einen tiefgreifenden Wandel unserer Lebensweise, sondern in vielen Fällen des gesamten Weltbilds. Realitätsverweigerung sei eine ganz natürliche Reaktion. Gilding geht dennoch davon aus, dass die Menschheit überleben wird. Allerdings beginne die Bereitschaft zur Veränderung erst dann, wenn die Krise richtig durchschlägt. „Wir werden uns in einem Ausmaß und mit einer Geschwindigkeit ändern, die wir uns heute kaum vorstellen können. Wir werden mobil machen wie im Krieg,“ so Gilding.